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Der lange Weg aus der Sucht

Wie entwickelt sich eine Alkoholabhängigkeit und wie kann man sie behandeln?

Als Fünfzehnjähriger kam Andreas P. das erste Mal mit Alkohol in Berührung. Obwohl ihm das Bier nicht schmeckte, trank er weiter, um dazuzugehören. Er gewöhnte sich an den herben Geschmack, schnell wurden aus den zwei Gläsern bis zu sechs Flaschen. Er trank dann auch harten Alkohol wie Wodka oder Whisky, weil er merkte, dass es ihm Anerkennung bei den anderen verschaffte. Außerdem fühlte er sich unter Alkoholeinfluss lockerer, stärker und nicht mehr so schüchtern.

Zu dem Zeitpunkt bereitete ihm der Alkoholgenuss noch keine großen Probleme. Er absolvierte eine Ausbildung zum Bauzeichner, heiratete mit Anfang Zwanzig und gründete eine Familie. Ende der neunziger Jahre kaufte er ein altes Haus, das er in seiner Freizeit renovierte. Die Tage wurden lang. Frau, Kinder oder Freunde sah er kaum. Das Abschalten und Einschlafen viel ihm schwer, die Arbeit wurde langweilig und er fühlte sich allein. Trost und Entspannung fand Andreas P. im Alkohol. Zwar fühlte er sich abends besser. Morgens hingegen war er benebelt und bedrückt. Die Tage schienen endlos und Andreas P. war antriebslos. Oft trank er oft schon mittags Bier, manchmal auch Schnaps. Das fiel seiner Frau auf, die das Alkoholproblem ansprach. Andreas P. wiegelte ab, glaubte, alles im Griff zu haben. Mit der höheren Anzahl an Bier- und Schnapsflaschen zog sich seine Frau immer mehr zurück. Eines Morgens sprach ihn sein Chef auf seinen Alkoholkonsum an. Der Verlust des Arbeitsplatzes drohe, wenn sich nichts ändere.

Unter diesem Druck suchte Andreas P. erstmals Hilfe bei einer Entzugsbehandlung in der Stiftung. Seine Sucht erkannte er zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht. Er wollte Familie und Job nicht verlieren und erklärte das so auch Pflegern und Ärzten. Er trinke nicht mehr als andere. Bereits nach drei Tagen brach er die Behandlung ab, weil es nicht das Richtige sei. Er nahm sich jedoch vor, keine harten Sachen mehr zu trinken.

Drei Jahre später kam Andreas P. zum zweiten Mal zur Klinik. Bei durchschnittlich sechs Flaschen Bier und einer Falsche Schnaps täglich, erkannte er selbst, dass ihm der Alkoholkonsum entglitt, das machte ihm Angst. Seine Frau hatte sich getrennt, der Kontakt zur Familie riss ab, er fühlt sich oft einsam. Nach weiteren Problemen wechselte er den Job. Andreas P. sah erstmals ein, dass er Hilfe brauchte. Der Entzug in der Klinik erfolgte mit unterstützenden Medikamenten. Trotzdem durchlitt Andreas P. starke körperliche und psychische Entzugssymptome, die nach einer Woche vollständig abklangen. Gegen den Rat der behandelnden Ärztin beendete er daraufhin die stationäre Behandlung, da er möglichst schnell wieder arbeiten gehen wollte. Er versprach, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen.

Es folgten im Zweijahresrhythmus weitere Entzugsbehandlungen in der Stiftungs-Klinik. Zu einer langfristigen Behandlung wollte Andreas P. jedoch nie bleiben. Erst nach insgesamt zehn Jahren war er dazu bereit, als ihm sein Hausarzt wegen stark erhöhter Leberwerte dringend dazu riet. Zu dem Zeitpunkt war er nach eigenen Aussagen völlig abgestürzt: arbeitslos, ohne Kontakt zu der Familie, keine Besuche der Selbsthilfegruppe mehr und auch den Überblick über die Alkoholmenge hatte er verloren. Das Team konnte Andreas P. dieses Mal von einer längerfristigen Behandlung überzeugen. In den Einzel- und Gruppentherapien schaffte er es, sich erstmals selbstkritisch und konstruktiv mit seiner Suchterkrankung und den negativen Folgen für sein Leben auseinanderzusetzen. Er lernte, seinen Alkoholkonsum nicht mehr zu bagatellisieren, sondern arbeitete aktiv in den Therapien mit. Um sein Leben in den Griff zu bekommen, willigte er auch in eine 16-wöchige Entwöhnungsbehandlung (Langzeittherapie) im Rehabilitationsbereich der Psychiatrischen Fachklinik Langenberg ein. Dort begann er, regelmäßig eine Selbsthilfegruppe zu besuchen und fand auch eine ambulant tätige psychologische Psychotherapeutin. Im Rahmen der Arbeitstherapie schrieb Andreas P. Bewerbungen, sodass er bei der Entlassung bereits zu zwei Vorstellungsgesprächen eingeladen war.

Das interdisziplinäre Team der Stiftung begleitete Andreas P. in ein neues Leben mit Suchthintergrund, befreit von den Zwängen der Abhängigkeit. Heute, mit Zweiundfünfzig, ist er trocken, geht regelmäßig zur Selbsthilfegruppe. Er hat eine Arbeitsstelle in einem kleinen Architekturbüro und eine neue Partnerin, die er bei seinem Hobby, dem Rudern, kennengelernt hat. Mit seiner Abhängigkeitserkrankung geht er offen um und hat, entgegen seinen Befürchtungen, bisher große Unterstützung erfahren. Bis zur erfolgreichen Behandlung ist es oft ein langer Weg, bei dem auch Rückschläge zu überwinden sind.
 

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