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Demenz

Wenn der Geist entflieht.

Was wollte ich noch? Wo ist bloß der Hausschlüssel? Jeder kennt Geschehnisse wie diese und fragt sich das ein oder andere Mal, ob das alles noch im Rahmen liegt. Keine Sorge, jeder ist einmal vergesslich, kann sich an Namen nicht mehr erinnern oder hat einen Termin verpasst. Etwas einmal zu vergessen, ist normal.

Zu Beginn einer Demenz lässt oft das Kurzzeitgedächtnis nach oder man kann sich auf einmal Dinge schlechter merken. Später verschwinden mehr und mehr auch die Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis. Bei dieser Krankheit bauen sich dauerhaft die geistigen Fähigkeiten ab, die man sich im Laufe des Lebens erworben hat, bis hin zum nahezu gänzlichen Verlust. Eine Demenz ist nicht nur eine Gedächtnisstörung, eine Demenz kann sich ebenso auswirken auf die Sprache, die Fähigkeit, aufmerksam bei der Sache zu sein und sich zu konzentrieren, die Auffassungsgabe oder sie zeigt sich in Orientierungslosigkeit. Sie verändert den betroffenen Menschen, sein Verhalten und später auch seine Persönlichkeit.

Mit zunehmendem Alter wird eine Demenz wahrscheinlicher, sie kann aber grundsätzlich immer auftreten, auch in der Jugend – das ist jedoch sehr selten der Fall, z. B. nach einer Masern-Entzündung des Gehirns. Jeder Mechanismus, der das Gehirn schädigt, kann zu einer Demenz führen, dazu gehören auch der Alkoholmissbrauch, Bluthochdruck oder die Zuckerkrankheit. Am häufigsten verbreitet mit etwa 60 % der irreversiblen Demenzen ist die Alzheimer-Krankheit, gefolgt mit 20 – 30 % von der gefäßbedingten vaskulären Demenz und der Mischtyp-Demenz mit 15 %. Andere Demenzformen machen nur etwa 5 – 15 % aus.

Wenn Sie oder die betroffene Person häufig Dinge vergessen, die gerade erst passiert sind, sollte Sie das aufhorchen lassen. Das könnte ein erstes Zeichen für Alzheimer sein. Häufig werden die ersten Anzeichen lange Zeit, manchmal Jahre, überspielt, denn der Beginn ist schleichend. Aus Scham oder Angst versuchen die Betroffenen gegenüber Familie, Freunden oder der Arbeit die Probleme zu vertuschen. Damit wird wertvolle Behandlungszeit vertan, denn früh erkannt gibt es mittlwerweile viele Möglichkeiten, Beschwerden lindern und das Voranschreiten verlangamen, für ein möglichst langes selbstständiges und vor allem selbstbestimmtes Leben.

Von einer Demenz spricht man, wenn sich vorher normale geistigen Fähigkeiten verschlechtern und dies mindestens sechs Monate so bleibt (im Gegensatz zum Delir oder Depression) und die Alltagsfähigkeiten spürbar beeinträchtigt sind. Später verändern sich im Verlauf einer Demenz auch Gefühle und die Persönlichkeit.

Daher sind die Anzeichen sehr vielfältig, denn sämtliche Funktionen der Vernunft, der Wahrnehmung und des Denkens können bei einer Demenz betroffen sein:

  • Die Merkfähigkeit kann gestört sein, neue Informationen werden nicht mehr behalten
  • Das Langzeit­gedächtnis lässt nach, man kann sich nicht mehr an markante frühere Ereignisse und wichtige und persönliche Daten wie Hochzeitstag oder Rentenbeginn erinnern und im Zeitraster zuordnen
  • Es treten Orientierungsstörungen auf, sowohl zeitlich, örtlich, situativ oder Personen werden nicht mehr zugeordnet und erkannt
  • Konzentrationsstörungen treten auf, man ist schnell geistig überfordert und hat eine geringe geistige Ausdauer
  • Die Sprache verarmt, man findet die Worte nicht mehr
  • Es fällt extrem schwer, komplexe Handlungen umzusetzen
  • Das Äußere oder die Hygiene wird vernachlässigt
  • Man ist enthemmt, eventuell aggressiv und gereizt

Im Verlauf kommt es öfters zu Situationsverkennungen, Wahn und Halluzinationen. Teilweise tritt eine motorische Unruhe ein, wenn Betroffene z. B. die Toilette suchen und sich nicht mehr daran erinnern, wo sie zu finden ist, oder sie erkennen ihr Zuhause nicht mehr als das ihre und es zieht sie in eine alte Wohnung zurück, in der sie vor Jahrzehnten gelebt haben.

Auch das Gefühlsleben verändert sich. Gerade zu Beginn kann eine depressive Symptoma­tik auftreten, Betroffene haben an nichts mehr Interesse, sie sind lust- und freudlos, der Antrieb fehlt und sie treten den sozialen Rückzug an, gepaart mit Vermeidungsverhalten. Die Betroffenen können aber auch starke Unsicherheit und Ängste entwickeln.

Eine Demenz kann ganz viele Ursachen haben. Sie kann im Rahmen von neurologischen Erkran­­kungen wie Parkinson oder Alzheimer-Demenz auftreten. Die Ursachen der damit zusammenhängenden Veränderungen im Gehirn, dem Absterben von Nervenzellen und der Zerstörung der Nervenverbindungen, ist noch nicht geklärt.

Eine Demenz kann jedoch auch die Folge von Alkohol- oder von Drogenkonsum sein. Nach einer Schädigung des Gehirns im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas oder eines Herzstillstands kann ebenfalls eine Demenz auftreten. Auch Infektionen wie HIV oder Syphilis können eine Demenz verursachen. Nicht behandelte internistische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus können ebenfalls nach Jahren zu einer Demenz führen. Leider sind noch nicht alle Demenzerkrankungen heilbar, sie sind jedoch alle behandelbar.

Gerade weil eine Demenz so viele verschiedene Ursachen haben kann, ist uns eine genaue Diagnostik wichtig, um dann die Demenz möglichst gezielt behandeln zu können. Dafür arbeiten die Spezialisten unserer Fachabteilungen übergreifend zusammen. Unsere Fachärzte stehen im stetigen Austausch miteinander und bieten Ihnen eine detailgenaue Diagnostik.

Das ist wichtig, um Demenzen mit gut behandelbaren Ursachen wie Schilddrüsen-Erkrankungen, Vitamin-Mangel, Aufstau von Nervenwasser (Normaldruck-Hydrozephalus), gutartigen Hirn-Tumoren oder eventuell Entzündungen des Gehirns frühzeitig zu erkennen. Dafür werden Blut- und Nervenwasser-Untersuchungen sowie die Bildgebung des Gehirns durchgeführt. Mit testpsychologischen Untersuchungen ("Demenz-Test") kann das Ausmaß, aber nicht die Ursache der geistigen Beeinträchtigung gemessen werden. Eine wichtige Komponente unserer fachlichen Diagnose ist die Abgrenzung gegenüber einer Depression, da eine schwere Depression immer auch Beeinträchtigungen der Konzentration und der Merkfähigkeit mit sich bringt.

Sobald wir aufgrund unserer modernen Diagnostik die demenzielle Symptomatik einer bestimmten Demenz-Erkrankung / -Ursache zuordnen können, kann die gezielte Behandlung beginnen. Selbst für Erkrankungen, die man noch nicht heilen kann, wie die Alzheimer-Demenz oder die Lewy-Körperchen-Demenz, gibt es mittlerweile Behandlungsmöglichkeiten, mit denen wir für Sie wertvolle Zeit gewinnen. Unsere interdisziplinären Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften betreuen jeden Patienten individuell, um die Beschwerden optimal zu behandeln. Durch Antidementiva kann man bei diesen Erkrankungen den Krankheits­verlauf verlangsamen und die Pflegebedürftigkeit hinausziehen. Bei depressiven Symptomen kann man die Lebensqualität und auch die geistigen Fähigkeiten durch eine antidepressive Therapie verbessern. Das gleiche gilt auch für Betroffene mit ausgeprägten Ängsten, auffälligem Verhalten oder psychotischen Symptomen, die auch durch Medikamente gemildert werden können.

Die medikamentöse Basistherapie ergänzen wir durch aktive Therapieformen, die verbliebene Fähigkeiten der Patienten trainieren, sowie die Lebensqualität verbessern. Dazu gehören die Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie, bis hin zu Sinnes- und Wahrnehmungsübungen, die sich positiv auf die Krankheitsbewältigung auswirken. Da die Patienten immer weniger in der Lage sind, sich der Umwelt anzupassen, passen wir in der Millieutherapie die Umwelt den Beeinträchtigungen an. Dazu kommen sozialmedizinische Maßnahmen wie die ambulante Pflege und Tagespflege. Diese wertvollen Maßnahmen tragen dazu bei, dass demenziell erkrankte Menschen länger zu Hause leben können und die betreuende Familie entlastet wird.

Je früher eine Demenz erkannt wird, desto eher können wir auf mittlerweile vielfältige Weise behandeln, damit das Leben für den Betroffenen und seinen Angehörigen möglichst lange möglichst selbstbestimmt weitergehen kann. In unseren Zentren, Fachabteilungen und Einrichtungen sind wir spezialisiert darauf, möglichst frühzeitig zu helfen. Wir unterstützen Sie auf allen Ebenen, melden Sie sich frühzeitig.

 

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Abhängig von der Diagnose bieten wir Therapien an verschiedenen Standorten an